Mittwoch, 13. November 2013

09.11.2013 - Thees Uhlmann & Band in der Arena

Oft spielen Zufälle eine große Rolle in meiner Musikleidenschaft und so war die Entdeckung von Thees Uhlmann auch dem Zufall zu verdanken. Im Sommer 2011 las ich im stonepony.de-Forum die Meldung, dass der Sänger der Band Tomte, welches ich bisher auch nicht kannte, sein erstes Soloalbum herausbringen wird. Ich bin dann über das Video von „Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“ gestolpert. Nein, ich war nicht gleich hin- und hergerissen von der Musik, von diesem Video… es dauerte noch ein paar Klicks, bis ich es richtig sympathisch fand. Dennoch kaufte ich mir recht bald „Thees Uhlmann“ und dieses Album hat mich durch den Herbst 2011 begleitet, die Krönung fand am 13. Oktober 2011 mit einem Konzert in der szene Wien statt. Durch das ständige Hören des Albums ein Fan geworden, nach dem Konzert so richtig ein Fan. Dementsprechend war die Freude groß, als ich auf seiner Webseite die Ankündigung las, dass Soloalbum Nr. 2 bald kommen würde und auch ein Konzert in Wien stattfindet. Ich erinnere mich an den Freitagnachmittag, 16. August 2013, als ich auf öticket entdeckte, dass Thees Uhlmann am 9. November 2013 in der Arena spielen würde. Ich hatte nur etwas mehr als eine Stunde Zeit, um zum Konzert von DENK in Wulkaprodersdorf aufzubrechen. Dennoch beunruhigte mich der Gedanke, den Termin zu wissen, aber noch keine Karte zu haben und holte mir noch am selben Tag die Karte für das Konzert. Nun hieß es noch 14 Tage runter zum Album und etwas mehr bis zum Konzert.

„#2“ erreicht nicht mehr so ganz die Genialität von „Thees Uhlmann“, ist aber dennoch klasse geworden (so klasse, dass ich am 31. August zum Konzert von Wolfgang Ambros in Purkersdorf mit einem „THEES UHLMANN“-Leiberl kam) und „Zerschmettert in Stücke (im Frieden der Nacht)“ ist meine unumstrittene # 1 auf diesem Album und ich wünschte mir sehr für das Konzert, dass Uhl dieses Lied spielen würde.

M. (der auch beim 2011er Konzert dabei war und seitdem von Thees Uhlmann begeistert ist) und ich kamen rechtzeitig zum Einlass in der Arena und okkupierten unsere Plätze in der ersten Reihe. Die Vorgruppe machte ein britischer Sänger namens Rob Lynch mit seiner Band, bestehend aus E-Gitarre, Bass und Schlagzeug. „Gaslight Anthem für Arme“, dachte ich noch verächtlich, aber Rob Lynch & Band bewiesen an diesem Abend, dass sie zu den besten Vorgruppen zählen darf, die ich erleben konnte. Nach dem Konzert musste ich mir sogar sein aktuelles Album kaufen.
Rob Lynch & Band

Nach einer kurzen Umbaupause waren nun Thees Uhlmann & Band, bestehend aus Tobias Kuhn (g), Martin Kelly (g), Hubert Steiner (b), Julia Hügel (key) und Markus Perner (dr), bereit für die Wiener Arena. Ich hatte noch ein wenig gemischte Gefühle, weil mich das 2011er Konzert in der szene stark beeindruckt hat, aber diese währten nur kurz…
„Weiße Knöchel“ riss das Publikum von Anfang an mit. Im Refrain wurde das starke Lied auf „#2“ mit den entsprechenden Farben passend beleuchtet (weiß, rot, grün). Nach „Das Mädchen von Kasse 2“ erzählte Uhl von seiner Mutter und es war offensichtlich, was als nächstes kam: „Am 07. März“ – ein Versuch, ein Stück Geschichte in das Lied zu packen. „… es ist einiges passiert, dieses und noch viel mehr.“ Leider fehlte wieder Casper bei „& Jay-Z singt uns ein Lied“, aber als Thees seinen Part übernahm, wurde dies vom Publikum lautstark honoriert. Und hier wieder Publikum: Textsicher, wahnsinnig gut drauf, stimmungsvoll – 1A! „Die Bomben meiner Stadt“ machten klar, das Uhl an diesem Abend mit einem schwarzen T-Shirt auf der Bühne stand, das „Boom Boom Boom“ animierte zum Mitsingen! „Es ist Herbst…“ kündigte Thees an, ich dachte an „Paris im Herbst“, er meinte aber „Zugvögel“. „Wasser“ ist ein wichtiges Symbol in seinen Liedern: „Der Fluss und das Meer“ erzählt von einem sterbenden Ort, der schon lange keine Touristen mehr gesehen hat. „Vom Delta bis zur Quelle“ wurde zum Schluss dem sangeswütigen Publikum überlassen, welches Thees freudestrahlend mit einem „Krass!“ kommentierte. (Diese Reaktion kam öfters an diesem Abend.)


Einführung zu "Kaffee & Wein"


Nach „Es brennt“ wurde es ihm auch heiß und er zog seine Lederjacke aus, die Bandmitglieder außer Tobias Kuhn verließen die Bühne und dann kam das Lied, welches mich auf „#2“ nur mäßig begeisterte, aber live so klass‘ rüberkam (auch dem Publikum zu verdanken) – „Kaffee & Wein“. Der Refrain entwickelte sich an diesem Abend zu einem Ohrwurm… „An Schlaf ist nicht zu denken, Nat King Cole sing „Blue Moon“, dass das nicht klappt, hat mit uns zu tun.“ Nun bewies Uhl wieder Geschichtenerzählerqualitäten und berichtete von den Kompromissen zwischen ihm und seinen Eltern während der Pubertät. „Lat: 53.7 Lon: 9.11667“, besser bekannt als „Hier komme ich her, hier bin ich geboren“.
„Zum Laichen und Sterben ziehen die Lachse den Fluss hinauf“ ließ uns wieder abrocken, aber hier sei gesagt: Aufgrund der größeren Räumlichkeit kam das „uuuuuuuuuh“ nicht mehr so schön tinnitusmäßig herüber wie in der szene – aber gerockt hat es alle Mal! Um uns zu erinnern, sangen wir noch „17 Worte“, bevor das Konzert endete und schon nach „ZUGABE!“ gerufen wurde.


Thees spielte auf seiner Mundharmonika… JAAAAA! „Römer am Ende Roms“ ist auch wegen den Springsteen-Bezügen meine # 1 auf „Thees Uhlmann“. Ähm, ich glaube, die Personen hinter mir werde ich sicher nicht wiedersehen, aber ich hoffe, ich war nicht zu wild…
Schöne Konzertabende vergehen zu schnell, daher „Die Nacht war kurz (ich stehe früh auf)“. Abgang. „ZUGABE!“ Uhl & Band kehrten wieder auf die Bühne zurück und nun kam… ich hatte schon Angst, dass er auf das Lied vergessen würde:

Mit „Die Toten auf dem Rücksitz“ verabschiedeten sie sich endgültig vom Wiener Publikum, welches den Piefke heiß und innig lieben muss.
"Hinter den Bergen, den Städten, den Flüssen und Strömen..."
Lange, lange sang das Publikum „Das ist nicht die Sonne die untergeht, sondern die Erde die sich dreht“, ich blieb eine Weile da, ging zur Garderobe hinaus, traf dort zwei bekannte Gesichter österreichischen Herkunfts, hörte das Publikum in der Halle jubeln und wir kehrten zur akustischen Version (tatsächlich ohne Strom!) von „Die Schönheit der Chance“ zurück – erinnert ein wenig an Bruce Springsteens „Thunder Road“ in Mailand.
"Die Schönheit der Chance"

Ich lasse es gelten, dass Thees Uhlmann der „Bruce Springsteen aus Niedersachsen“ genannt wird.
Aber Thees Uhlmann ist und bleibt Thees Uhlmann. Ein Rockstar aus Niedersachsen, der weiß, wo er herkommt. Mir bodenständig vorkommt. Auf der Bühne alles gibt, sich einen Haxn freut, wenn seine Fans, sein Publikum mitgehen. Und eine ganz tolle Band hinter sich hat: Tobias Kuhn fungiert als Spielleiter der Band, „Neuzugang“ Martin Kelly hat mich mit seinem Gitarrenspiel beeindruckt, Hubert Steiner sorgt für die Basslinien, das Pianospiel und die Stimme von Julia Hügel geht als markant durch und Markus Perner aus – Achtung, jetzt kummt’s! – Wien hat den nötigen Schlag, um den Liveklang zu umrunden.

volume.at hat meine Wenigkeit auch auf die Speicherkarte gebracht:
... die Vorgruppe fangt an, mir zu taugen.

Mitsingen bei Thees Uhlmann & Band.
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