Seitdem geistert diese Frage in meinen Gedanken herum und mit der Suche nach der Antwort, wenn es eine eindeutige Antwort geben sollte, werde ich nicht hetzen. (Dass ich nebenbei wieder „Sofies Welt“ von Jostein Gaarder lese, hat auch einen erheblichen Einfluss auf meine momentane Stimmung.)
Nun geht es wieder an das Schreiben, den letzten größeren
Text verfasste ich am 28. März, danach verfiel ich in eine Art Schockstarre –
aus dieser möchte ich nun herausbrechen, da ich das Schreiben (ob nur für mich,
für einen bestimmten Menschen oder für einen größeren Leserkreis) als eine Art wohltuende
Therapie betrachte. [Mit dem klassischen Tagebuch-Schreiben sollte ich
vielleicht wieder anfangen, es ist teilweise schrecklich für einen
ordnungsliebenden Menschen, dass ich meine gedanklichen Aufzeichnungen auf
irgendwelche Fetzen Papier finde oder in einem nüchtern karierten
A4-Kollegblock zwischen Rohfassungen und Notizen für meinen Blog meine
therapeutischen Schriften entdecke.]
Eingeläutet wurde der Abend im Schutzhaus mit VITRUV als
Vorprogramm. Eine Konzertfreundin schwärmt mir schon seit Jahren von dieser
Band, nun kam ich endlich in den Genuss, die Musiker live zu erleben. Die recht
kurze Vorstellung war dennoch sehr beeindruckend und ich kaufte mir gleich ihr
aktuelles Album. Ich freue mich schon auf das nächste gemeinsame Konzert von
VITRUV und Thomas Andreas Beck.
VITRUV "I Stumble For You" |
Nach einer kurzen Pause eröffnete Thomas Andreas Beck mit Gitarre
das Konzert, indem er durch den Saal schritt und „Grenzenlos freudiges Licht“
sang. Der Mann hat einfach eine Ausstrahlung, die ich nicht beschreiben kann
(und will), man muss ihn einfach er-leben. Und mit dieser Vorstellung spürte
ich, dass mir ein schöner Abend bevorstehen wird.
Nachdem Thomas A. Beck auf
die Bühne geklettert ist, begleitete Valentin Oman ihn an den Tasten zu „I mog
Di überhaupt nimma mehr“. „Des Schöne
muass vagehn…“ Am Schluss des Liedes stießen Bernhard Krinner (Gitarren),
Thomas Mora (Bass) und Christoph Schödl (Schlagwerk) dazu. Versuchen wir, „in
da Mittn“ zu kommen, „weil dort die
Wahrheit liegt – zwischen Ja und Nein, zwischen Haben und Sein“. Soll man
die Wahrheit mit einem „Schrei“ erkennen? Oder erst wenn „die Erde lebt
und bebt“. Dann schauen wir hin, erst recht hin, „weil es uns nie vergisst.“ „Kawumm“-mäßig war „Großer Held“ eines
der Höhepunkte, als am Ende des Liedes Thomas von der Bühne abging, Christoph,
Thomas und Valentin auf die Trommeln schlugen und Bernhard sie mit der Tamburin
begleitete.
Das kraftvolle Percussion-Outro bei "Großer Held" |
Nach der „Großen Mutter“ kam ein kurzer „Unplugged“-Teil,
der aber so richtig geknistert hat. Der Großteil der Musikanten begab sich
publikumsnah an den Bühnenrand und die Söhne von Thomas A. Beck wurden mit
„Endlich entbunden“ und „Mei Bua“ besungen. Während dieser Nummern kroch in mir
das Gefühl hinauf, dass eine meiner liebsten Lieder, „Es is net“, in dieses
Format sehr gut passen würde.
Ich wurde dafür beschenkt. Es ist lange her (ich glaube, das
letzte Mal am 11.03.2014 in der Christuskirche), dass ich das Lied live gehört habe und nun wurde ich von
diesem Lied berührt und gestreichelt – „Es
is net, wos du sogst/Es is so sötn, dass du frogst/I hob ka Ahnung, wos du
denkst/I siech, was du uns schenkst“. Zwar geht es in dem Lied um einen
Vater, aber der Refrain wirkt so allgemeingültig. Hier ein hauchendes
„Dankeschön“ für die wunderbare Darbietung des wunderbaren Liedes.
„Geh doch weg zu mir“ klang wieder sehr programmatisch und
bei „Tanz mit Deine Tränen“ konnte ich meine nicht mehr zurückhalten und ich
tanzte mit diesen um meine kleine, eigene Welt. Das immer wieder berührende
„Andrea“ läutete in die Pause ein.
Pfau, nun war mir wieder bewusst, dass mir Konzerte in
solchen Formaten seit Jahren gut tun und ich nehme mir vor, meiner besonderen
Leidenschaft wieder verstärkt nachzugehen – so viel Zeit (und Geld) müssen auch
wieder (und machbar) sein. Sie tun mir einfach gut, so wie das Schreiben. [Und
oft inspirieren meine Konzerterlebnisse mich zum Schreiben und ich trainiere
damit die deutsche Schriftsprache.]
Die zweite Hälfte wurde mit „Anna“ eröffnet – hier bin ich
nicht so ganz auf dem aktuellen Stand, aber es dürfte zu den neueren Liedern
gehören. „Opa ohne Kopf“ regt wieder zum Nachdenken an. „Kum zag di“ (Offizielles Video auf YouTube) als eine von
den neueren Liedern taugt mir sehr, die Nummer ist ungeheuer positiv druckvoll
und wirkt optimistisch. (Natürlich, nach gewissen Erlebnissen und Erfahrungen
will man sich nicht gleich zeigen. Ich würde erst einmal die Vorsichtschiene
befahren…)
"Mei Opfebam" |
Beim „Opfebam“ reichte ein Fan aus dem Publikum einen mit einer
brennenden Wunderkerze dekorierten Opfe. Nachdem die Wunderkerze ausbrannte,
musste Thomas A. Beck in den frisch, saftig, (steirisch?) aussehenden Apfel
hineinbeißen.
Ein „neues“ Lied wurde angekündigt. Dabei war es das erste
selbst geschriebene und komponierte Lied von Thomas A. Beck. Mit 13, 14 in
London zu sein und dem damaligen Mädchen seiner Träume zu begegnen. So, wie
auch immer: Das „Uooh-ohoh-ooh“ hat uns zum Mitsingen animiert und wir wünschen
uns, dass „Sie is fuat“ nicht aus dem Programm verschwindet.
Das begeisterte Publikum war schon am Toben, einige wagten
sich auf die „Tanzfläche“ zwischen Bühne und Tischreihen und die Tanzwut
verstärkte sich mit den nächsten Liedern „I denk an di“ und „Alles in die
größte Kraft“. Die ausgelassene Stimmung ging in „Tanz Tommi tanz“ über und es
ist trotz allem (mit einem lachenden und weinenden Auge) eine „Freude“ in mir
drin, „drüber dass i am Leben bin.“
Dass „Liebeslied“ doch noch als Zugabe gespielt wurde,
machte mich ziemlich fertig, aber nun flog ich auch mit übers Meer.
Spät heimgekommen, am nächsten Tag wieder in die Arbeit,
Extra-Stunden hineingeschoben. Nachher eine Sitzung „Hörtraining“ bei der
Logopädin gehabt. Der Freitag war grau und regnerisch, dennoch lugte ein
Sonnenstrahl hervor… was für ein wunderbares Konzert, das Thomas Andreas Beck
& Band geleistet haben. Beseelt, berührt und gestreichelt. DANKE!
[Die kursiv angeführten Zitate stammen aus den Liedern von Thomas Andreas Beck.]