Das Erlebte im Schutzhaus hat mich ermuntert, ins Café 7*Stern zu pilgern und den Musikanten wieder zuzuhorchen.
Natürlich, nach diesem besonderen Konzert im Schutzhaus werden gewisse Erwartungen geschürt. Und Wiederholungen sind an und für sich gefährlich. Aber es kann sich um keine Wiederholung handeln, wenn das Konzert in einem komplett anderen Rahmen stattfindet (wohnzimmerartiges Ambiente; anderer, feiner Klang; mehr VITRUV als Thomas Andreas Beck). Ich habe mir in der Zwischenzeit recht oft die „Unu“ von VITRUV angehorcht und auf meinem Smartphone befinden sich legal erworbene mp3-Dateien der Single „Still“. Und dieses Lied ist zu einem regelrechten Ohrwurm geworden.
Thomas Andreas Beck eröffnete den Abend mit einem neuen Lied, erzählte von seinem Freund Andy Holzer und von der katastrophalen Situation in Nepal. Selbst Thomas Andreas Beck allein mit Gitarre kann die Zuhörerschaft um-fassen und in seinen Bann ziehen. Nach „Opa ohne Kopf“ berührte mich „Tanz mit Deine Tränen“ in dieser Version (solo, „anplaggd“, wie es so schön heißt) aufs Neue. „Kum zag di“ ist in dieser Darbietung genauso kraftvoll wie in der Full-Band-Version vor zwei Wochen. Eine wahre „Freude“ war es, als die Musikanten von VITRUV sich mit ihren Instrumenten zu Thomas A. Beck gesellten. So etwas sehen und hören wir nicht alle Tage. Sehr schön!
"Freude" - Thomas Andreas Beck & VITRUV |
VITRUV: Silvio Sinzinger, Martin Writzmann, Christian Schmid, Sangwha Lee |
Martin Writzmann bei seinen Einleitungen zuzuhören, empfand
ich als sehr angenehm. Für eine, die das Hören anders wahrnimmt als der große
Durchschnitt, ist er ein Glücksfall. Als erstes Lied wurde „Waves“ angekündigt,
welches in diesem Wohnzimmer klanglich und auch vom Lautstärkepegel her sehr
gut rüberkam. (Das gilt auch für die vorherigen Lieder von Thomas A. Beck und
für die nachfolgenden Lieder von VITRUV.) Bevor „Silence Covers The Isle“
gespielt wurde, erzählte Martin dazu eine berührende Geschichte (Tod eines
nahestehenden Menschen).
Zu „Depressions“
wurde uns vorher die Bedeutung des Albumtitels „Unu“ erklärt: „Unu“
heißt „Eins“. Zwar haben VITRUV mit „Still Inside“ ihr erstes Album in
Eigenproduktion veröffentlicht, aber sie waren an die Vorgaben des Produzenten
gebunden, so dass sie „Still Inside“ nicht als ihr eigenständiges Werk
betrachten können – im Gegensatz zu „Unu“, deshalb der Titel des eigentlich
zweiten Studioalbums. Nach „Call My Name“ kündigte Martin einen neuen Song an –
„I’m Still Here“ (wenn ich es richtig verstanden habe) kam beim Publikum sehr
gut an. Nach „Battle Of The Broken“ präsentierte uns Martin mit Silvio
Sinzinger (git), Christian Schmid (percussions) und Sangwha Lee (bass) ein Lied
in einem neuen Gewand (es könnte sich um
„Now And Forever“ handeln, bin mir nicht sicher, weil keine Setliste
abgeknipst) – Martin sang und spielte zu diesem Lied mit einer Mandoline.
Nach „Words“ und „Prayer“ ging es langsam auf das Finale zu. „I'm Free“ wurde uns
vermittelt und zum Abschluss kam das Lied, auf das ich (sehnsüchtigst) gewartet
habe: „Still“.
Ich weiß, ich stelle zu hohe Ansprüche, weil ich mir mit
diesem Lied einen regelrechten Ohrwurm eingefangen habe. (Ja, ich wiederhole
mich.) Es war berührend, wunderschön und traurig zugleich, DAS Lied in diesem
Gewand zu hören… aber ich habe in diesem Lied die eigentlichen Schlusszeilen
vermisst: "The bottle’s empty and the
lights get down/ I say goodbye to you again.“ Zur besseren Verzuhör- und
Veranschaulichung hier das offizielle Video von „Still“ auf YouTube:
Das Outro wurde stattdessen für die Vorstellung der Musiker
genutzt, die alle mit einer intensiven Spielfreude dabei waren - nicht
beschreibbar, deshalb hinkommen, zusehen und genießen! Das wurde auch vom
Publikum anerkannt, der Applaus ist sehr kräftig und laut ausgefallen. Nach
Zugabe wurde gerufen! Das für mich wieder (ist ja mein 2. Mal) beeindruckende
„I Stumble For You“ wurde zelebriert und zum Abschluss „Fading Away“ gespielt.
"I Stumble For You" |
Das war wieder ein Konzert! Martin Writzmann lebt seine
Lieder, man hört und sieht es ihm an. Sangwha Lee zupft mit einer recht
stoischen Hingabe seine Bassgitarre, aber seine Stimme
harmonisiert so sehr mit der von Martin. Und wenn er singt, dann ist ein
Leuchten in ihm. Christian Schmid hat mich schon als Percussionist bei Tim
Easton am 15.03.2012 im Local begeistert, die Begeisterung hält noch an. Silvio
Sinzinger an der Gitarre und Banjo unterstreicht die musikalische Einheit der
Band.
Ein unglaublich feines Konzert - und ich schicke hier einen speziellen Gruß an meine Leserin & Konzertfreundin Conny K.!