Montag, 4. Mai 2015

30.04.2015 - Thomas Andreas Beck & VITRUV im Café 7*Stern

Vor Konzertbeginn verriet ich Thomas Andreas Beck, an diesen Bericht knüpfend, dass ich wieder zum Träumen angefangen habe. Wie heißt es so schön in Bruce Springsteens „Badlands“? „Talk about a Dream, try to make it real.“ In diesem Lied sind so viele Lebensweisheiten und (auch bittere) Erkenntnisse eingebettet. Halt, ich schweife schon vom Eigentlichen ab. Es geht um Thomas Andreas Beck und VITRUV.

Das Erlebte im Schutzhaus hat mich ermuntert, ins Café 7*Stern zu pilgern und den Musikanten wieder zuzuhorchen.

Natürlich, nach diesem besonderen Konzert im Schutzhaus werden gewisse Erwartungen geschürt. Und Wiederholungen sind an und für sich gefährlich. Aber es kann sich um keine Wiederholung handeln, wenn das Konzert in einem komplett anderen Rahmen stattfindet (wohnzimmerartiges Ambiente; anderer, feiner Klang; mehr VITRUV als Thomas Andreas Beck). Ich habe mir in der Zwischenzeit recht oft die „Unu“ von VITRUV angehorcht und auf meinem Smartphone befinden sich legal erworbene mp3-Dateien der Single „Still“. Und dieses Lied ist zu einem regelrechten Ohrwurm geworden.

Thomas Andreas Beck eröffnete den Abend mit einem neuen Lied, erzählte von seinem Freund Andy Holzer und von der katastrophalen Situation in Nepal. Selbst Thomas Andreas Beck allein mit Gitarre kann die Zuhörerschaft um-fassen und in seinen Bann ziehen. Nach „Opa ohne Kopf“ berührte mich „Tanz mit Deine Tränen“ in dieser Version (solo, „anplaggd“, wie es so schön heißt) aufs Neue. „Kum zag di“ ist in dieser Darbietung genauso kraftvoll wie in der Full-Band-Version vor zwei Wochen. Eine wahre „Freude“ war es, als die Musikanten von VITRUV sich mit ihren Instrumenten zu Thomas A. Beck gesellten. So etwas sehen und hören wir nicht alle Tage. Sehr schön!


"Freude" - Thomas Andreas Beck & VITRUV
VITRUV: Silvio Sinzinger, Martin Writzmann, Christian Schmid, Sangwha Lee
Martin Writzmann bei seinen Einleitungen zuzuhören, empfand ich als sehr angenehm. Für eine, die das Hören anders wahrnimmt als der große Durchschnitt, ist er ein Glücksfall. Als erstes Lied wurde „Waves“ angekündigt, welches in diesem Wohnzimmer klanglich und auch vom Lautstärkepegel her sehr gut rüberkam. (Das gilt auch für die vorherigen Lieder von Thomas A. Beck und für die nachfolgenden Lieder von VITRUV.) Bevor „Silence Covers The Isle“ gespielt wurde, erzählte Martin dazu eine berührende Geschichte (Tod eines nahestehenden Menschen). 

Zu „Depressions“  wurde uns vorher die Bedeutung des Albumtitels „Unu“ erklärt: „Unu“ heißt „Eins“. Zwar haben VITRUV mit „Still Inside“ ihr erstes Album in Eigenproduktion veröffentlicht, aber sie waren an die Vorgaben des Produzenten gebunden, so dass sie „Still Inside“ nicht als ihr eigenständiges Werk betrachten können – im Gegensatz zu „Unu“, deshalb der Titel des eigentlich zweiten Studioalbums. Nach „Call My Name“ kündigte Martin einen neuen Song an – „I’m Still Here“ (wenn ich es richtig verstanden habe) kam beim Publikum sehr gut an. Nach „Battle Of The Broken“ präsentierte uns Martin mit Silvio Sinzinger (git), Christian Schmid (percussions) und Sangwha Lee (bass) ein Lied in einem neuen Gewand (es könnte sich um „Now And Forever“ handeln, bin mir nicht sicher, weil keine Setliste abgeknipst) – Martin sang und spielte zu diesem Lied mit einer Mandoline. 

Nach „Words“ und „Prayer“ ging es langsam auf das Finale zu. „I'm Free“ wurde uns vermittelt und zum Abschluss kam das Lied, auf das ich (sehnsüchtigst) gewartet habe: „Still“.

Ich weiß, ich stelle zu hohe Ansprüche, weil ich mir mit diesem Lied einen regelrechten Ohrwurm eingefangen habe. (Ja, ich wiederhole mich.) Es war berührend, wunderschön und traurig zugleich, DAS Lied in diesem Gewand zu hören… aber ich habe in diesem Lied die eigentlichen Schlusszeilen vermisst: "The bottle’s empty and the lights get down/ I say goodbye to you again.“ Zur besseren Verzuhör- und Veranschaulichung hier das offizielle Video von „Still“ auf YouTube:

Das Outro wurde stattdessen für die Vorstellung der Musiker genutzt, die alle mit einer intensiven Spielfreude dabei waren - nicht beschreibbar, deshalb hinkommen, zusehen und genießen! Das wurde auch vom Publikum anerkannt, der Applaus ist sehr kräftig und laut ausgefallen. Nach Zugabe wurde gerufen! Das für mich wieder (ist ja mein 2. Mal) beeindruckende „I Stumble For You“ wurde zelebriert und zum Abschluss „Fading Away“ gespielt.


"I Stumble For You"
Das war wieder ein Konzert! Martin Writzmann lebt seine Lieder, man hört und sieht es ihm an. Sangwha Lee zupft mit einer recht stoischen Hingabe seine Bassgitarre, aber seine Stimme harmonisiert so sehr mit der von Martin. Und wenn er singt, dann ist ein Leuchten in ihm. Christian Schmid hat mich schon als Percussionist bei Tim Easton am 15.03.2012 im Local begeistert, die Begeisterung hält noch an. Silvio Sinzinger an der Gitarre und Banjo unterstreicht die musikalische Einheit der Band.

Ein unglaublich feines Konzert - und ich schicke hier einen speziellen Gruß an meine Leserin & Konzertfreundin Conny K.!