Bei meinem ersten Besuch in der Tschauner Bühne lief ich gleich
in bekannte Gesichter hinein und war ein wenig irritiert, dass dort im tiefsten
Ottakring nur Schwechater angeboten wurde. Aber ja…
Mit den bekannten Gesichtern wurde noch ein wenig
geplaudert, es wurde immer windiger und frischer und ich redete mir und der
Mitstreiterin C. ein, dass nichts Schlimmeres geben kann als München 2013.
Diese Erinnerung rief ich mir im Laufe des Abends noch sehr
oft ab und so überstand ich temperaturmäßig das Konzert ohne Sitzpolster und
Decken. (Und die Schwechater waren auch noch ordentlich gekühlt!)
Die Ankunft der Partie wurde vom Publikum mit einem
frenetischen Jubel begrüßt und nach der ersten Nummer ging es zu „GEMMA (Ned am
Oasch)“, worüber ich mich sehr gefreut habe, weil ich dieses Lied live schon
recht lange nicht mehr gehört habe. Im scheinwerfergewärmten Zustand spürte
Herr Wirt dennoch, dass uns Publikum auf den Sitzplätzen bei weitem nicht so
warm war wie oben auf der Bühne. Nun muss man sich das bildlich vorstellen: Die
ersten zehn Reihen waren recht dicht besiedelt, dahinter ein paar leere Reihen
und in den hintersten Reihen wieder eine kleine Gruppe von Leuten. Herr Wirt
dürfte auch „Die Reise der Pinguine“ gesehen haben und erwähnte, dass die
Pinguine bei mehr als arktischer Kälte sich zu einer schwarmhaften Gruppe
bilden und sich somit gegenseitig aufwärmen. Er wollte so gern dieses Verhaltensmuster bei uns sehen, aber bis zum Schluss des Konzerts sah die Verteilung des
Publikums auf den Sitzplätzen fast genauso aus wie am Anfang.
Der „WHDV“ unternahm wieder eine weite Reise ohne Ziel und
wenn ich mich an die vergangenen Wochen erinnere, hat es bei mir nicht wirklich
lang gedauert, bis ich wegen den neumodischen Geräten einen Grant bekommen
habe. Trotzdem war’s „afoch leiwand“, auch „Hans im Glück“ wieder zu hören.
Was ist eine Heimkehr ohne ein Mitbringsel? Das
„Liederkochbuch“ oder „Lieder Bindestrich Kochbuch“ oder auch „Liederkoch Bindestrich Buch“ (O-Töne
Herr Wirt) wurde präsentiert. Mit tatkräftiger Unterstützung von Tino „Kistenmann“
Klissenbauer, Stefan „grüner Tee“ Mayrhofer, Peter „sie nannten ihn“ Barborik,
Jürgen „da Dokta“ Mitterlehner und Carl „da Sinnierer Koal“ Majneri (mit
fescher Kopfbedeckung) haben sich Christoph „Herr Wirt“ Michalke und Maria „Frau
Marie“ Mitterlehner bei der Präsentation ordentlich ins Zeug gelegt, so dass
die Bücher über die Gustostückerln beim Klumpertstandl recht schnell
weggegangen sind.
"Hiebeserklärung" an Matthias Kempf. |
Nach „Entschuidige, wer bist du“ betrat der Verfasser der
„Hiebeserklärung“ die Bühne: Matthias Kempf. Mit ihm wurde gemeinsam die „Hiebeserklärung
a la [rema'su:ri]“ und ein weiteres Lied aus der Feder von Herrn Kempf
musiziert. Die „Fluchthelferin“ schlug uns in die Pause.
"Fluchthelferin" |
Der zweite Teil wurde mit einem Lied von Frau Marie eröffnet
und keiner von uns dachte daran, an diesem Abend „schmähstad“ sein zu wollen.
Ist die G’schicht über „Schiache Zechn“ „ned ganz woah“ oder umgekehrt? (Schunkeln sollte man bei diesem Lied! Das wärmt auch!) Nach
„Di man i“ kehrte Matthias Kempf wieder auf die Bühne zurück und ich musste
schlucken, als er den bevorstehenden Todestag von Georg Danzer erwähnte und
dass dieser Musiker für Matthias Kempf immer präsent sein wird. Zu Ehren und in
Erinnerung wurde „Traurig aber wahr“ gespielt.
Der Trauermarsch in "Pinsch". |
In „Pinsch“ lieh Matthias dem „Onkel Gusti“ seine Stimme –
hat es einen Live-Auftritt mit allen Originalstimmen aus „Pinsch“ gegeben? Ich
glaub nicht, aber vielleicht gibt es irgendwann einmal diesen Moment? Der
Trauerpart in „Pinsch“ war optisch nicht zu verachten.
Nun bat uns der Wirt, sich zu erheben. (Ich kann zum Glück
die Gedanken anderer Leute nicht lesen, aber ich bin mir sicher, dass der
Großteil darüber erleichtert war. Die Pinguin-Mission hätten wir eh noch
erfüllen können…) „Am leiwandsten daham“ wurde aus vollen Kehlen gesungen und
nach dem Lied nutzte ich die Gelegenheit, aus Reihe acht Mitte zum Rand zu
hüpfen und schüttelte somit die Kälte mit meinen ungelenkigen Tanzbewegungen
ab.
Besser hätte es nicht sein können, als „Bonnie &
Clyde“ zu spielen. Das Publikum war dennoch zu drei Viertel erfroren (Ich rief
mir wieder München 2013 ins Gedächtnis und mir war sofort mollig warm.) und
rief trotzdem nach „ZUGABE“! Matthias Kempf kehrte wieder auf die Bühne zurück
und „Ding oda wos“ wurde für uns aufgewärmt. Kempf machte keine Anzeichen, wieder
von der Bühne abzugehen. Da Wirt setzte sich wieder seine Sonnenbrille auf und
ich dachte mir in diesem Moment, das wird spaßig und holte meine Kamera hervor.
Nun intonierte Kempf „Es gibt so Tog…“ – aber WIE er die ersten Zeilen sang,
ließ ich sofort die Kamera wieder sinken und musste mich sammeln, bevor ich
mich doch noch zu einem Foto entschloss.
"Ois wird guad" |
Nach einem – vor allem erwärmenden – „Angelina“ kündigte uns
das Wirtshaus die „Sperrstund‘“ an. Das Konzert war auch Punkt 22 Uhr aus.
Was soll ich noch dazu schreiben? Es war „afoch leiwand“.
"Sperrstund' is" - tatsächlich steht vor dem Sinnierer ein Tablet, welches die Uhrzeit anzeigt. |
Nachsatz: Ich habe zwar dem Herrn Wirten versprochen, dass
mein Bericht mit der „Sperrstund‘“ enden soll. ABER: Ich will nicht unerwähnt
lassen, dass der Alpaka-Pullover vom „grünen Tee“ für ein paar Damen eine
lebensrettende Funktion hat. UND: Gibt’s tatsächlich ein Kontaktstudio „Linse“,
wo man beim Betreten des Ladens auf die Maulwurfhügel achten soll, damit man
mit zwei Promille auf dem rechten Auge nicht gleich darüber stolpert?