Dienstag, 5. Juli 2011

Rückblick: 05.07.2009 - Bruce Springsteen and the E Street Band im Ernst Happel-Stadion Wien



Da ich diesmal im PIT sein wollte – am besten hinten bei der Absperrung lehnend, vorne war mir zu stressig, auf der Seite von Big Man und Nils Lofgren – waren wir schon gegen halb zwei beim Stadion. Beim Eingang entdeckte ich einen abgesperrten Bereich und glaubte erst mal, dass der sogenannte „Roll Call“ futsch war ... dennoch stellten wir uns an und bekamen die Nummern 488 und 489 auf die Handrücken gemalt. Das einzig Sinnvolle daran war, dass ich jedes Mal aus der Absperrung raus und rein konnte (das Übliche halt) – beim Einlass war der Roll Call für’n Hugo. Die Wartezeit bis zum Einlass war zum Glück nicht hart, da drei weitere Freunde aus dem Wolfgang-Ambros-Forum (!) zu uns gestoßen sind und das Wetter war im wahrsten Sinne des Wortes wechselhaft (mal Sonne, mal Regen).
Nach dem etwas dummen Einlass konnten zum gewünschten Ort in den PIT kommen. Dort hieß es noch drei weitere Stunden auf den großen Meister warten. Aber das Warten hat sich wirklich gelohnt ...
Ich dachte an Nils, sicher wird er einen Walzer spielen, irgendeinen – seit der Europatournee ist es üblich geworden, dass Nils die Konzerte auf dem Akkordeon mit einem hm, „Heimatlied“ eröffnet ... nun war’s „An der schönen blauen Donau“. Schnell eine Runde Walzer mit J. gedreht und ich wartete auf das erste Lied. „Who’ll Stop The Rain“ konnte ich mir mal wieder abschminken, weil der Regen schon wieder zu früh gekommen ist.
Also dachte ich mir, dass „Badlands“ wieder der Opener sein wird – oder doch „The Promised Land“ (wäre doch witzig, weil die Konzerte 1999 und 2003 mit „The Promised Land“ eröffnet worden sind).
Nein, stattdessen spielte er „Jackson Cage“ und ich redete mir ein, dass es ein besonderer Abend sein wird. Nach „Badlands“ kam dann „Cover Me“ .... aaah, es wird ein richtig gutes Konzert. „My Lucky Day“ hat er auch nicht ausgelassen und „Outlaw Pete“ war wieder grenz-genial. Nach dem ersten regulären „Can You Hear Me?“ rief Bruce dem Publikum ein weiteres „CAN YOU HEAR ME?“, was wir mit einem „YEAH!“ bestätigten. Meine Augen wurden nur noch größer, als Bruce und die Band „Darlington County“ anstimmten – drei Überraschungen zu Beginn und ich konnte den Tag in meinem Kalender tiefstrot anstreichen.
Nach dem Stammtrio „Working On A Dream“, „Seeds“ und „Johnny 99“ kam die nächste Überraschung, wo ich mich endgültig im „Promised Land“ befand – das war so ein, "Sori, das hörst du nicht richtig, das kann nicht das Lied sein, ... oh ja" - „DARKNESS ON THE EDGE OF TOWN“, das war so wunderschön. Während „Raise Your Hand“ gespielt wurde, sammelte Bruce die Request-Schilder und er ignorierte das „Should I Stay or Should I Go“-Schild von Clarence, zeigte „GROWIN’ UP“ – ich werd verrückt und lasse ein gepresstes "Yeah!" raus, Bruce spielte es tatsächlich. (Ich musste da grad an die Fotos von K. denken, wie er den Rechner für seinen Onkel E. zusammengeschraubt hat – die Fotoserie aus dem Jahr 2003 hat er mit „Growin’ Up“ betitelt.) Die weiteren Perlen waren „Rendezvous“ und „Proud Mary“ – die Coverversionen in München und Wien sind geglückt, entsprechen genau meinem Geschmack – dann kam das Lied, dessen Schild ich schon beim Sammeln gesehen und so sehr gehofft habe, dass er es hier, im Wiener Ernst-Happel-Stadion spielen würde - ..... „4th Of July, Asbury Park (SANDY)“ – da gab’s bei mir emotional kein Halten mehr, dachte an Danny Federici, ich heulte nur noch Rotz und Wasser.
Riesige Freude, „Because The Night“ wieder zu hören und zu sehen, wie Nils mit seinem Gitarrensolo Bruce an die Wand spielt. „Waitin’ On A Sunny Day“ war Spaß pur und vielen Dank immer wieder für “The Promised Land” – weißt Du, Bruce, ohne das „Darkness“-Album wäre mein Leben nicht so sinnvoll. „The River“ spielte er auch zum 3. Mal und ich glaubte zu hören, dass seine Stimme etwas heiser war – oder lag’s am Klang im Stadion? Dann kam ein Lied, was ich schon im Soundcheck hörte – dass er es tatsächlich spielte, war zuviel des Guten ;-) „Into The Fire“, dennoch konnte ich mir den Eindruck nicht verwehren, dass die umstehenden Leute im PIT etwas verwirrt waren, warum auch immer – weiter geht’s aus selben Album mit „Lonesome Day“ und „The Rising“. „Born To Run“ kam da nicht so herzergreifend rüber wie in München, klang zu sehr partymäßig – ist eigentlich das einzige Manko beim Konzert – die schwatzenden Burlis in meiner Nähe mit eingeschlossen.

Wieder traurig, dass „Born To Run“ das baldige Ende des Konzertes einläutet, musste ich mich auf „Hard Times“ gefasst machen – nein, er spielte erst mal „Cadillac Ranch“ – WOW!!!!
Kommt dann „Hard Times“? Nein, irgendwo im PIT sitzt ein Mädel auf den Schultern ihres Partners und signalisiert, ihr orangefarbenes Leibchen ausziehen zu wollen. Sie tut es. Unvergesslich, wie Bruce und Stevie nebeneinander standen und das Schauspiel amüsiert betrachten und zwinkerten … Bruce deutet an, dass er das Leibchen haben möchte und DAS war der Höhepunkt – „JERSEY GIRL“. Danke, dass du Wien dafür ausgesucht hast, Bruce, deine Europapremiere von „Jersey Girl“ zu spielen.

Ich war glücklich, „Tenth Avenue Freeze-Out“ wieder zu hören, nach den üblichen Zugaben „American Land“, „Bobby Jean“ (wieder wunder-wunderschön – nicht so partymäßig wie bei der Rising-Tournee) und „Dancing In The Dark“ die letzte Zugabe – „Twist and Shout“. YEAH!!!!


Quelle: KURIER, 06.07.2009
Das Konzert-Wochenende hat mich sehr geschlaucht, (hatte noch nie einen harten 9-Stunden-Arbeitstag gehabt wie den am Montag, 6. Juli 2009) aber ich bin soooo glücklich, die beiden Konzerte erlebt zu haben. 

... das bin ich heute noch.

Urfassung im Juli 2009 geschrieben, Ergänzungen heute.

Sechshaus, 5. Juli 2011