Freitag, 22. März 2013

Ernst Molden im trügerischen Frühling 2013

Die Überschrift ist eine Anspielung auf meinen Beitrag vom 28. Februar 2013.
Am Anfang hatte ich noch Angst, dass ich im ersten Quartal des Jahres Zweitausendunddreizehn diesen Herrn nur in seinen Kolumnen erleben würde, aber dann hatte ich endlich Gelegenheit für zwei verschiedene Konzerte, wie sie nicht unterschiedlicher sein konnten...

16.03.2013 - Ernst Molden & Walther Soyka im Gasthaus Goldmarie
Es war ein Konzert, wie es sein sollte. Molden & Soyka sind ein kongeniales Duo, wenn nicht sogar das "Dream-Team" des Wienerliedes. Ernst, wieder schnauzbärtig, reaktivierte seine Gitarre, mit dem ich ihn das erste Mal live sah (9. Juli 2009 im Museumsquartier) und Walther spielte auf seiner unvergleichlichen Knöpferlharmonika. Bei gutem Speis & Trank wurde das aufmerksame Publikum unter anderem mit "Es Lem", "Der Kätscha" (Danke!), "Ohne di", "Numma zum Waanan", "I dadad schbüün", "Jessica", "Woed aus Rauchfeng" und "De Beag" beglückt.
Aufgrund der Ereignisse in jüngerer Vergangenheit hat uns "Heanoisa Oma" sehr berührt - Ernst, ich bin mir sicher, dass Du ihr mit diesem Lied ein schönes Denkmal gesetzt hast.

Erfreulich finde ich, dass beim Konzert ein junger Bursche dabei war, der tatsächlich an seiner Maturaarbeit über Ernst Molden werkeln will. Ich hoffe, das Ergebnis lässt sich auch bald sehen.
Nach dem Konzert fand noch ein Konzert mit nicht gespielten Liedern statt ;-) Im kleinen, fast intimen Kreis bekamen wir "Hammerschmiedgossn", "Hameau", "I steh ibahaupt ned mea auf di" und weitere Raritäten zu hören.

Beseelt von diesem Abend trat ich dann nach Mitternacht den Heimweg an und freute mich darauf, beim nächsten Konzert meine Konzertfreunde Renate & Hans und auch den Ernst wiederzusehen.


21.03.2013 - Ernst Molden und Martin Spengler & die foischn Wiener im Bockkeller
Noch nie im Liebhartstaler Bockkeller gewesen, reservierte ich erst einmal nur normale Konzertstühle - die Möglichkeit einer Tischreservierung, ein wenig teurer, hätte es auch gegeben. Auch nicht wirklich darüber informiert, wie es dort aussah, finde ich im Nachhinein, dass der Begriff "Keller" SEHR irreführend ist.

Wir landeten in einem Festsaal mit opulentem Deckenschmuck und da unsere ungepolsterten Kinosessel an den Wänden montiert waren, hatten wir eine sehr gute Übersicht auf das Geschehen im Raum und wir waren uns lange nicht sicher, wo sich die Bühne tatsächlich befinden würde.
Der Konzertabend wurde vom Lions Club St. Rochus veranstaltet und ein Großteil des Publikums bestand aus diesen Mitgliedern (falls die Leute sich "Mitglieder" schimpfen lassen wollen) - ältere Herren, die man wegen der finanziellen Lage noch schnell heiraten könnte und teilweise schrill gekleidete Frauen mit roten Lippen und maskenhaften Gesichtszügen. Leute, die mit dem selben Spritzer-Glas mindestens dreimal anstießen. Der Kopfrechnerei nicht mächtige Verkäufer rückten mir oft das falsche Wechselgeld aus, aber wozu trinkt man Bier und isst Brötchen gegen eine Spende? Eine marktschreierisch wirkende Frau warb um Tombola-Lose für jeweils acht Euro, die sie in der zweiten Halbzeit um die Hälfte reduzierte. Gegen Ende des Konzerts sehr unruhiges Publikum, weil ständig Tombola-Sackerln in den Saal hineingetragen werden. Überhaupt, die Versteigerung von Hotelgutscheinen im Wert von jeweils ca. 200 EUR war ein Armutszeugnis, weil ein Gutschein tatsächlich um nur 50 EUR wegging und die Dame sich dementsprechend darüber aufregte...
Der Höhepunkt war - Martin und seine foischn Wiener hatten gerade ihren Auftritt - als Opa sich zu uns umdrehte und die zwei fescheren und auch jüngeren Damen (Renate & ich) entdeckte, ohne Umschweife einen Kamm aus seinem Sakko herausholte und sich die schon gepflegten Haare kämmte. Renate & ich prusteten los und fingen noch die verzweifelten Blicke von Ernst & Hans ein.

Den ersten Teil des Abends machte Ernst Molden. Die Akustik im Saal war hervorragend und die Liederauswahl war sehr klug durchdacht, Ernst konnte damit den Großteil des Publikums, die überwiegend aus Neulingen besteht, überzeugen. Auf seiner nussbraunen Herbstgitarre bespielte er "Es Lem", "74A", "Rode rechde Haund", "I steh ibahaupt ned mea auf di", "Hammerschmiedgossn", "Lobau" - über "Joe Zawinul Park" habe ich mich sehr gefreut, da das Lied doch recht selten gespielt wird.


In der zweiten Halbzeit erlebte ich dann meine Premiere von Martin Spengler & die foischn Wiener. Renate & Hans sind schon länger Fans von dieser Partie und es war keine Frage, dass sich der Abend musikalisch für sie ausgezahlt hat. Wie gut, dass ich mit Kennern zu tun habe und so erfuhr ich von Renate, dass die eigentliche Akkordeonspielerin verhindert war und stattdessen ein Herr eingesprungen ist ... vielleicht erklärt das sein sehr konzentrierter Narrenkastlblick?

Der harmonische Gesang von Manuela & Martin, die Instumentierung und vor allem Martins Gitarrenspiel haben mich überzeugt - beim nächsten Konzert bin ich sicher dabei. Ich habe mir im Anschluss die Debüt-CD gekauft - ich freue mich schon auf das Anhorchen.

Zum Schluss kam Ernst auf die Bühne und es wurden gemeinsam "Stagl ma d Schui" und "Ins schwoazze Mea" gespielt - beide Lieder waren in dieser Kombination wirklich klass'


Im Endeffekt: Wir sind ziemlich froh darüber, dass wir nicht mitten im Geschehen (bei den Tischen, bei diesem Volk) waren, sondern die einfachen Konzertstühle genommen haben. Das war ein Abend, konzertmäßig-akustisch sehr fein und ein eigentümliches Publikum ... wir werden noch sehr oft darüber reden ;-)

Montag, 4. März 2013

1. und 2. März 2013 - [rema'su:ri] Dopplerabend in der Kulisse

Aus der Maroltingergasse im 16. Hieb begab sich die Partie des Wirtshauses [rema'su:ri] in Richtung 17. Bezirk zur Kulisse. Den Besitzern des sogenannten „Dopplerpasses“, aber auch nur denen, wurde ein opulentes Menü a la "Dopplerabend" zubereitet.

Bezüglich des Personals im Wirtshaus gab es eine kleine Änderung: Erich „Herr Herrgott“ Meixner war leider aus gesundheitlichen Gründen verhindert und so sprang Musikerkollege Tino Klissenbauer für die Partie ein. Niemand kann „Herrn Herrgott“ ersetzen, aber Herr K. hat mit seinem Akkordeonspiel die Partie bereichert und uns auch damit beglückt. (Nur das Autogrammeschreiben muss er noch üben.)

Freitag, 1. März 2013 – ganz pomali
Das erste Konzert stand unter dem Motto „ganz pomali“ und dementsprechend wurden eher ruhige Lieder zum Hinhorchen, zum Nachdenken, zum Fühlen und (auch) zum Trinken geboten. Die Zuhörer kamen unter anderem in den Genuss von „Afoch leiwand“, „Sommerschluss“, „Schmähstad“, „Herr Herrgott“ (Den Part von Erich Meixner übernahm da Wirt.) und „Hans im Glück“. 
Nach einem Lied erwähnte da Wirt, dass vor einem Jahr am (fast) selben Tag (3. März 2012 –[rema'su:ri] in der Kulisse) ein Gast gekommen ist, der Gedichte von H. C. Artmann besingt. Es war momentan recht ruhig im Saal, ich tippte M. an und meinte: „alanech fia dii“. Da Wirt bestätigte meine Vermutung und ich ließ einen lauten Juchzer los. [rema'su:ri] gelingt es auch nach Hansi Lang und Willi Resetarits, dieses wunderschöne Gedicht mit Bravour zu vertonen. Beschreiben, wie ich dieses Lied fühle, kann ich nicht – Ihr braucht mir dabei nur zuzuschauen, ich bin mir sicher, dass mein Gesicht jedes Mal Bände spricht, wenn ich das Lied höre.
Ganz kurz wurde das „pomali“-Vorhaben über Tresen geworfen: [rema'su:ri] haben auch Lieder im Programm, die in einem Stück „pomali“ und „voi aufdraht“ sind. „Di man i“ wurde so „pomali“ wie möglich gespielt, aber „voi aufdrahte“ Akzente waren nicht zu überhören. 
In der zweiten Hälfte brachte uns da Wirt gute Neuigkeiten: Neues Album! Gast für morgen wurde verraten! Und mich als Stubnblues-Fan freut es, dass es Stefan Schubert sein wird. Um uns darauf vorzubereiten, was Herr Schubert so kann, wurde „Wegn dera Gschicht“ in der „pomali“-Version vom Wirtn gesungen. Dennoch kamen die eigenen Lieder nicht zu kurz, wir bekamen auch „Liebeslied im Konjunktiv“ und „Nackert schmusen“ zu hören. Auf die Freitagsgäste, die am Samstag nicht kommen konnten, wurde eingeschworen, dass die Samstagsleute, die beim Freitagskonzert nicht dabei waren, etwas „VERPASST“ haben. „Ois wird guad“ hat mir so gut getan und bevor die Partie sich mit einem „Auf Wiederschaun!“ im Chor verabschiedete, wurde „Und die Zeit vageht“ (im wahrsten Sinne des Wortes) gespielt.



Samstag, 2. März 2013 – voi aufdraht
So wie es sich für ein voi aufdrahtes Konzert gehört, wurde nach „Schiache Zechn“ aufs „Voigas“ gestiegen. Nachdem auch ein „Loch in Semmering“ gegraben wurde, war es an der Zeit, ein Lied vom Freitag zu entpomalisieren. Frau Marie, da Wirt und die restliche Partie konnten „Di man i“ nun voi aufdrahn.
Nach „GEMMA!“ und „Entschuidige wer bist du“ wurde nun der sehnsüchtigst erwartete Gast angekündigt: Stefan Schubert. Nach ein wenig Häckseln (Wer hat wieviele Alben mehr – [rema'su:ri] oder Stubnblues?) wurde „Tupelo Honey“ gespielt. Herr Schubert fühlte sich im Wirtshaus wohl und blieb bis zum Ende der ersten Hälfte auf der Bühne.
Nach der Pause ging’s im selben Modus („voi aufdraht“) weiter, für ein, zwei Lieder ging Stefan von der Bühne ab (weiß leider nicht mehr, an welcher Stelle dies war). Zwischendurch testete da Wirt das Erinnerungsvermögen der Freitagsgäste und stimmte an, dass die anderen Gäste das Freitagskonzert „VERPASST“ haben. Aber er ist ja nicht so, da Wirt: „Hans im Glück“ und „Nackert schmusen“ wurden am Samstag in einer „aufdrahteren“ Variante berücksichtigt. 
In „Bonnie & Clyde“ konnten wir Publikum zeigen, wie aufdraht wir waren: Das „Nanana nanana hey…“ formte sich zu einer Endlosschleife, wenn die Partie nicht ein weiteres Lied angestimmt hätte. Bei der Hymne „Am leiwandsten daham“ erhoben wir uns und wir danken ganz herzlich für zwei wunderschöne Konzerte.



Setliste vom 2. Konzert

Danke Robert für's Halten!

Nacht vom 2. zum 3. März 2013 – after schau party
Ich gehöre zu den Konzertjunkies (Konzerttschankies), die nicht unbedingt gern gleich nach Konzertschluss heimgehen (es sei denn, am Tag darauf muss ich arbeiten). Am Freitag blieb ich noch auf einen Abschlussseiterl in der Beisl, am Samstag blieb ich – so nach dem Motto „I bleib furt“ – noch länger da. Ich holte mir Autogramme von der Partie auf meinem „Reserviert“-Fetzen, da Wirt verriet mir schon auf Papier, dass er „voi aufdraht“ sei und so gab er mit seiner Partie ein kleines Ständchen für die Noch-Nicht-Heimgeher. 


Nachher erlebten wir einen sehr schönen Abschluss des „Dopplerabends“: Im Beisl wurden Lieder wie „Brown Eyed Girl“, „NO SURRENDER“, „Desperado“, „Lean On Me“, „Can’t Help Falling In Love With You“ zum Besten gegeben, das Problem „Sperrstunde“ wurde auch angesprochen: „ich hatte dem Wirten noch zwei, drei Lieder versprochen, und wir haben mittlerweile vier, fünf gespielt…“ Musikerkollege Van Gurk war auch am Tisch und so wurde ein wenig weiter getschämmt.


Da Sinnierer und Van Gurk
Danke, dass ich bei diesem besonderen Extra dabei sein durfte. Ich freue mich schon sehr auf das nächste Konzert.

[rema'su:ri] - Offizielle Webseite