The Street Playing Men are Martin Writzmann (Stimme,
Gitarre), Christian Schmid (Percussions, Stimme) und Sangwha Lee (Gitarre,
Stimme). Innerhalb kürzester Zeit hörte ich die Musikanten nun wieder in einem
anderen Format und es kann einem nicht fad werden, ihre Lieder im neuen Gewand
zu entdecken.
Die Ankündigung, am 3. Mai in der Kärntner Straße zu
spielen, kam sehr kurzfristig, obwohl Martin schon am Donnerstag im Café 7*Stern den Termin bekanntgab.
Dennoch wurde erst am Morgen des 3. Mai der Termin auf vitruv.eu endgültig
fixiert. (Das liebe Wetter…) Selbst ich war an diesem Vormittag noch
unschlüssig, ob ich hingehen sollte, aber was ist gegen ein Sonntagsspaziergang
in der Inneren Stadt einzuwenden? (Und nachdem ich weiß, dass Wien mehr
originelleren Charme als die Innere Stadt zu bieten hat, bin ich erst recht
selten in dieser Gegend.)
Die Zuschauerschaft sah anfangs noch dünn besiedelt aus,
aber im Laufe der Zeit standen doch recht viele Interessenten herum – ich kann
dieses Mal nicht aus Erfahrung schreiben, weil ich zwar schon Konzerte auf offenen
Bühnen besucht habe, aber noch nie eines im Straßenmusikanten-Stil. (… wurde
aber auch Zeit!) Die Musik und vor allem die Stimme von Martin Writzmann kam
beim Publikum sehr gut an. Es wurden Lieder aus den beiden Studioalben
gespielt. „Still“ und „I Stumble For You“ waren klass‘, aber bei diesem Konzert
war „Silence Covers The Isle“ mein persönlicher Höhepunkt. Das Wetter hat zum
Glück gehalten, es hat sich auf alle Fälle gelohnt, zur Kärntner Stroßn zu
pilgern. Hörtechnisch war das Konzert für mich ein Erlebnis – ich fragte mich
vorher, wieviel ich davon mitbekommen würde. Die Antwort: Alles… die Gitarren
von Martin und Sangwha, DIE Stimme von Martin, die harmonischen Begleitstimmen
von Sangwha und Christian und Christians Cajon ist einfach nicht zu überhören.
Martin Writzmann, Christian Schmid, Sangwha Lee
VITRUV out in the Street würde ich gern wieder besuchen. Es
war ein seh- und hörenswertes Erlebnis!
Vor Konzertbeginn verriet ich Thomas Andreas Beck, an diesen Bericht knüpfend, dass ich
wieder zum Träumen angefangen habe. Wie heißt es so schön in Bruce Springsteens
„Badlands“? „Talk about a Dream, try to make it real.“ In diesem Lied sind so
viele Lebensweisheiten und (auch bittere) Erkenntnisse eingebettet. Halt, ich
schweife schon vom Eigentlichen ab. Es geht um Thomas Andreas Beck und VITRUV.
Das Erlebte im Schutzhaus hat mich ermuntert, ins Café
7*Stern zu pilgern und den Musikanten wieder zuzuhorchen.
Natürlich, nach diesem besonderen Konzert im Schutzhaus werden gewisse
Erwartungen geschürt. Und Wiederholungen sind an und für sich gefährlich. Aber
es kann sich um keine Wiederholung handeln, wenn das Konzert in einem komplett
anderen Rahmen stattfindet (wohnzimmerartiges Ambiente; anderer, feiner Klang;
mehr VITRUV als Thomas Andreas Beck). Ich habe mir in der Zwischenzeit recht
oft die „Unu“ von VITRUV angehorcht und auf meinem Smartphone befinden sich
legal erworbene mp3-Dateien der Single „Still“. Und dieses Lied ist zu einem
regelrechten Ohrwurm geworden.
Thomas Andreas Beck eröffnete den Abend mit einem neuen
Lied, erzählte von seinem Freund Andy Holzer und von der katastrophalen
Situation in Nepal. Selbst Thomas Andreas Beck allein mit Gitarre kann die
Zuhörerschaft um-fassen und in seinen Bann ziehen. Nach „Opa ohne Kopf“
berührte mich „Tanz mit Deine Tränen“ in dieser Version (solo, „anplaggd“, wie
es so schön heißt) aufs Neue. „Kum zag di“ ist in dieser Darbietung genauso
kraftvoll wie in der Full-Band-Version vor zwei Wochen. Eine wahre „Freude“ war
es, als die Musikanten von VITRUV sich mit ihren Instrumenten zu Thomas A.
Beck gesellten. So etwas sehen und hören wir nicht alle Tage. Sehr schön!
"Freude" - Thomas Andreas Beck & VITRUV
VITRUV: Silvio Sinzinger, Martin Writzmann, Christian Schmid, Sangwha Lee
Martin Writzmann bei seinen Einleitungen zuzuhören, empfand
ich als sehr angenehm. Für eine, die das Hören anders wahrnimmt als der große
Durchschnitt, ist er ein Glücksfall. Als erstes Lied wurde „Waves“ angekündigt,
welches in diesem Wohnzimmer klanglich und auch vom Lautstärkepegel her sehr
gut rüberkam. (Das gilt auch für die vorherigen Lieder von Thomas A. Beck und
für die nachfolgenden Lieder von VITRUV.) Bevor „Silence Covers The Isle“
gespielt wurde, erzählte Martin dazu eine berührende Geschichte (Tod eines
nahestehenden Menschen).
Zu „Depressions“wurde uns vorher die Bedeutung des Albumtitels „Unu“ erklärt: „Unu“
heißt „Eins“. Zwar haben VITRUV mit „Still Inside“ ihr erstes Album in
Eigenproduktion veröffentlicht, aber sie waren an die Vorgaben des Produzenten
gebunden, so dass sie „Still Inside“ nicht als ihr eigenständiges Werk
betrachten können – im Gegensatz zu „Unu“, deshalb der Titel des eigentlich
zweiten Studioalbums. Nach „Call My Name“ kündigte Martin einen neuen Song an –
„I’m Still Here“ (wenn ich es richtig verstanden habe) kam beim Publikum sehr
gut an. Nach „Battle Of The Broken“ präsentierte uns Martin mit Silvio
Sinzinger (git), Christian Schmid (percussions) und Sangwha Lee (bass) ein Lied
in einem neuen Gewand (es könnte sich um
„Now And Forever“ handeln, bin mir nicht sicher, weil keine Setliste
abgeknipst) – Martin sang und spielte zu diesem Lied mit einer Mandoline.
Nach „Words“ und „Prayer“ ging es langsam auf das Finale zu. „I'm Free“ wurde uns
vermittelt und zum Abschluss kam das Lied, auf das ich (sehnsüchtigst) gewartet
habe: „Still“.
Ich weiß, ich stelle zu hohe Ansprüche, weil ich mir mit
diesem Lied einen regelrechten Ohrwurm eingefangen habe. (Ja, ich wiederhole
mich.) Es war berührend, wunderschön und traurig zugleich, DAS Lied in diesem
Gewand zu hören… aber ich habe in diesem Lied die eigentlichen Schlusszeilen
vermisst: "The bottle’s empty and the
lights get down/ I say goodbye to you again.“ Zur besseren Verzuhör- und
Veranschaulichung hier das offizielle Video von „Still“ auf YouTube:
Das Outro wurde stattdessen für die Vorstellung der Musiker
genutzt, die alle mit einer intensiven Spielfreude dabei waren - nicht
beschreibbar, deshalb hinkommen, zusehen und genießen! Das wurde auch vom
Publikum anerkannt, der Applaus ist sehr kräftig und laut ausgefallen. Nach
Zugabe wurde gerufen! Das für mich wieder (ist ja mein 2. Mal) beeindruckende
„I Stumble For You“ wurde zelebriert und zum Abschluss „Fading Away“ gespielt.
"I Stumble For You"
Das war wieder ein Konzert! Martin Writzmann lebt seine
Lieder, man hört und sieht es ihm an. Sangwha Lee zupft mit einer recht
stoischen Hingabe seine Bassgitarre, aber seine Stimme
harmonisiert so sehr mit der von Martin. Und wenn er singt, dann ist ein
Leuchten in ihm. Christian Schmid hat mich schon als Percussionist bei Tim
Easton am 15.03.2012 im Local begeistert, die Begeisterung hält noch an. Silvio
Sinzinger an der Gitarre und Banjo unterstreicht die musikalische Einheit der
Band.
Ein unglaublich feines Konzert - und ich schicke hier einen speziellen Gruß an meine Leserin & Konzertfreundin Conny K.!